
...an excerpt from a booklet from one of our publications... 0053
hinein und betraf die bildende Kunst, die Literatur und die
Musik. Als musikhistorische Epoche wird die Zeit nach 1830
angesehen, da mit dem Tod Beethovens und Schuberts
(der sowohl den Begründern der musikalischen Romantik
als auch den Klassikern zugerechnet wird) die „Wiener“
Klassik zu Ende ging. Die
Generation von Schumann,
Mendelssohn, Wagner, Liszt,
Dvorak und Brahms griff die
in der Literatur längst
etablierten Konditionen auf.
Diesen Voraussetzungen
blieben auch spätere
Musiker verpflichtet – etwa
Bruckner, Mahler, Richard
Strauß, Pfitzner, Hugo Wolf und der junge Schönberg, für
die man das Etikett „Spätromantik“ eingeführt hat: „Die
romantische Welt- und Seinserfahrung löste sich von ihrer
Bindung an eine Epoche.“ (Stephan Kunze, HerderLexikon,
VII/118).
Dies dürfte die Begründung für Auswahl und
Namensgebung der vorliegenden CD sein. Die Künstler
meinen dazu: „Uns faszinierte die Übergangs-Epoche, bevor
die tonale Musik durch die Zwölftonmusik eine neue
Richtung nahm, die sie für immer verändern sollte. In den
ausgewählten Werken kann man die unterschiedlichen
Umgangsweisen der Komponisten erkennen und auch das
großartige Potenzial, das die tonale Musik in dieser Zeit
noch hatte.“
Schlaglichter und Schlagworte
Verklärung des Entfernten
1. Beschwörung der Vergangenheit (aber nicht der Antike!)
als fernes Idealbild (Ossian, Die tote Stadt). Dieser spezielle
Historismus wertete nicht nur die „alte“, vorbarocke
Sakralmusik (Palestrina – Ein deutsches Requiem), sondern
auch Mythen, Märchen, Sagen und Volkslieder auf
(Nibelungen, Brüder Grimm, Rübezahl, Loreley,
Schwanensee). Dazu kam eine Weltabgewandtheit, durch
welche die Musik den höchsten Rang unter den Künsten
erhielt, vor allem die Instrumentalmusik, die ohne
begriffliche Inhalte ist (E.T.A. Hoffmanns und Schumanns
Interpretation von Beethovens Symphonik).
2. Verklärung der Ferne, Sehnsucht nach Unerreichbarem
(„Die blaue Blume“), Irrationales (Kater Murr)
– Nachtsymbolik (Nocturnes) – Todessehnsucht (Tristan)
– Erlösung (Holländer).
Volkskunst als echte „Poesie“
Unschuld des „Naiven“ – Dichtung (Des Knaben
Wunderhorn), Volksmusik (Hackbrett, Gitarre), Volkstänze
(Polka, Mazurka).
Utopisches Reich einer überwirklichen
„Poesie“
Entgrenzung zwischen den Künsten („Gesamtkunstwerk“)
„Kunstreligion“ (bis hin zu "l'art pour l'art").
Rückzug in die Intimität der
Privatsphäre
Abwenden von der kapitalistischen und gewinnorientierten
Welt und von den Ideen der Aufklärung; Weltflucht,
Kultivieren der „inneren Welt“ – Symbole dafür sind „zu
Hause – im Zimmer“.
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